Der Erweiterungsdruck der taz war der Anlass, einen Sprung in das alte Zeitungsviertel in der Friedrichstadt zu tun und einen Ort an der Kochstraße zu besetzen. Für einen Teil der Platzansprüche bot sich der alte Gewerbebau in der Kochstraße 18 – das ehemalige IBA- Ausstellungshaus – an, der andere Teil sollte in einem Neubau erfüllt werden.
Man ist an einem Ort, an dem sich die Spuren widersprüchlicher städtebaulicher Zielvorstellungen niedergeschlagen haben. Nach dem Krieg sollte die Trasse der Kochstraße um gut 21 m nach Süden erweitert werden, die Erweiterung fand jedoch nicht statt. Die damaligen Neubauten wurden allerdings schon auf der neuen Bauflucht, d.h. zurückgesetzt, errichtet. Die Straßenerweiterungsfläche wurde einstweilen mit "Abwartegrün" ausgestattet. Die alten Gewerbebauten, vor allem an der Kreuzung Koch-/Friedrichstraße, und dazu gehört auch das Haus Kochstraße 18, ragen heute in die Straßenerweiterungsspur hinein, weil sie die stadtplanerische Exekution überleben konnten. Der Grundstückszuschnitt ergibt sich aus der geschilderten ehemaligen Funktion. Die Nachbarbebauung in der Charlottenstraße 85 beherbergt Seniorenwohnungen. Sie erstreckt sich auf der alten „neuen“ Straßenbegrenzungslinie bis an den rückwärtigen Teil des Altbaus Nr. 18. Diese Flanke der Nachbarbebauung sieht aus wie eine gelochte Brandwand, als müsse sie sich gegen eine verbreiterte Kochstraße abschotten.
Ein Teil der notwendigen Räume musste in einem Neubau untergebracht werden, dessen Volumen ungefähr der Größe des Vorderhauses des Altbaus Nr. 18 entspricht. Die Fragen nach dem notwendigen, sinnvollen und sinnlichen Umgang mit den existierenden Resten der Stadt werden hier gestellt: Wie nistet man sich in alten Gebäuden ein und gibt ihnen eine neue Bedeutung? Wie kann man ein altes Straßengefäß, das der Kochstraße, wiedergewinnen und damit einen Teil der alten Brauchbarkeit ? Wie kann man in die Stadt Wohnen und Arbeiten zurückbringen? Wie kann man aus Restgrün kleine urbane Grünräume bilden? Das alte Gewerbegebäude Nr. 18 erhielt an seiner östlichen Brandwand einen Anbau. Der Altbau ist denkmalgeschützt. Der Neubau bezieht sich auf den Altbau, ohne sich ihm anzupassen. Wechselrede ist das Prinzip. Der Altbau wurde nicht in seinen Entstehungszustand zurückversetzt, sondern gerade wegen seiner Schrammen als Denkmal behandelt.
Hinweis: der östliche Teil der Kochstraße (auch Haus Nr. 18) wurde auf Initiative der taz im Jahr 2008 in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt.