Das Abwasserpumpwerk zwischen Spreelauf und Holzmarktstraße wurde 1880 als ein Teil des neuen technologisch avancierten Radialsystems zur Stadtentwässerung errichtet. Bereits 1904 wurde der Bau, an seiner Ostseite auf das Doppelte seiner Größe erweitert.
Im 2. Weltkrieg wurde der westliche, ältere Teil der <b>Maschinenhalle</b> fast vollständig zerstört und abgerissen, der östliche, jüngere Teil repariert. Das Gebäude erhielt auf der Abrissseite eine fensterlose Giebelschotte ohne gestalterischen Anspruch.
Wegen Veraltung und Verschleiß der Anlage wurde im Jahr 2000 in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues Abwasserpumpwerk errichtet.
Das historische Werk wurde aufgegeben und steht - wiewohl ausgeweidetes Fragment - seit Ende der 1990er-Jahre unter Denkmalschutz.
Das überkommene historische Gebäude besteht aus dem Maschinenhaus mit einer 600m² großen, 12m hohen Innenhalle und dem angebauten Kesselhaus mit 400m² Innenfläche und 7,50m Höhe. Sie liegen parallel zueinander als zwei Hallenschiffe, durch Schlupftüren verbunden, parallel zur Ufermauer der Spree.
Auf der Ostseite ist der Volumenquerschnitt, akzentuiert durch einen 40m hohen Schornstein und flankiert von einem kleinen Werkwohnhaus, als Gebäudekopf ausgebildet. Auf der Westseite ist das Gebäudeprofil amputiert und durch provisorische Endschotten geschlossen.
Die Erweiterung sollte die Unwucht des abgeschnittenen Hallengebäudes ausbalancieren und den Phantomschmerz durch eine neue Front heilen.
Die Nutzung der beiden Parallelhallen ist von programmatischer funktionaler Offenheit. Fehlende, den Hallen dienende Räume wie für Foyer, kleine Ausstellungen, Konferenzen und Verwaltung wurden als bauliche Ergänzung angelagert. Dem Bestandsvolumen aus Klinker und Putz mit Pilastern und Zinnen wurde ein kleinteilig facettierter glatter Körper mit durchsichtiger, durchscheinender und reflektierender Fassade dialogisch entgegengesetzt. Das ergänzende Volumen hält Distanz zum Bestand durch Schattenspur, Aufständerung und Zwischenraum. Es bindet als schlanke, feingliedrige Fassung den massiven Körper ein und bezieht sich tänzerisch auf den Bestand durch räumliche Verschränkung von Alt und Neu.
Die Synthese zwischen beiden Gebäudemotiven entwickelt sich auf der Südseite. Dort bilden sie ein gemeinsames Drittes: Das Motiv einer Stadtloggia. Die neue Hauptfassade zur Südsonne und zum Wasser fordert zur Musik, Tanz und entspanntem Auftritt auf.