Die Ausstellungsgestaltung geht von dem Konzept aus, den ursprünglichen architektonischen und rituellen Zusammenhang, in dem die Exponate einmal als Kultbildwerke standen, durch Ausstellungsarchitektur erkennbar und erlebbar zu machen. Typische indische Architekturformen werden abstrahierend umgesetzt. Die indischen Skulpturen werden entsprechend den drei großen Religionen Indiens in verschiedene, von jeweils einem bestimmten Bautyp beherrschte Themenbereiche gegliedert. In das beinahe vollständig abgedunkelte, langgezogene Innere der Orangerie mit den extremen Maßen von etwa 150 m Länge bei etwa 9 m Breite ist eine Folge von Architekturen gestellt worden, die eine Vorstellung von den archetypisch heiligen Stätten der drei großen indischen Religionen, Buddhismus, Jainismus und Hinduismus, sowie auch der animistischen Kulte weckt. Plastisch geschlossene Formen, wie die Halbkugel des buddhistischen Stupas und der Stufenturm, der für Jainismus steht, wechseln mit begehbaren, höhlenartig wirkenden Tempelhallen sowie den Freiräumen für Tempelteich und Baum ab. Die monolithischen fugenlosen Architekturvolumen und Raumverkleidungen sind sandbeschichtet und bilden den Hintergrund für die mit Punktstrahlern hell herausgehobenen Skulpturen.
Der Weg beginnt mit einem freistehenden Tor, das in eine von einem kreisförmigen Kultzaun umgebene Anlage mit dem halbkugeligen Stupa, dem heiligen Monument des Buddhismus, führt. Indem der Besucher die verschiedenen Reliefs mit Szenen aus Buddhas Leben betrachtet, die in den zylindrischen Unterbau eingelassen sind, vollzieht er eine Bewegung im Uhrzeigersinn wie bei einer kultischen Umwandlung. Der Weg teilt sich immer wieder zum Umgehen von Monumenten und trifft wieder auf platzartigen Flächen zusammen. Der Besucher steigt unmerklich bis zur Ebene des „Tempelteiches“ mit seiner blumenbestreuten Wasserfläche an. Über den Raum ist eine helle Flachkuppel gespannt, die, von unten in langsam kreisender Bewegung bestrahlt, den Sonnenlauf nachvollzieht. Im nächsten Abschnitt erfährt man einen Ausblick, der auf einen „Baum“ und diagonal versetzte Säulenreihen einer offenen Halle geht, die, ansteigend, zu dem umwandel- und einsehbaren Shikhara-Tempel mit einem Linga in der Mitte führen. Der Linga, Phallus des Gottes Shiva, ist die Essenz dieses Teils der Ausstellung und der Gegenpol zum buddhistischen Stupa am Anfang.
Der Stupa und das Kloster: Aus den ersten Höhlentempeln, die schon im 3./2. Jh. v. Chr. entstanden, entwickelte sich bald das zentrale buddhistische Bauwerk, der Stupa. In seiner symbolischen Bedeutung stellt der halbkugelförmige Stupa ein Abbild des Universums dar, das von den Gläubigen rituell im Uhrzeigersinn verehrend umwandelt wird. In den meisten Fällen ist das Heiligtum von einem Steinzaun mit vier Eingangstoren in den Haupthimmelsrichtungen umgeben.
Der Berg als heilige Stätte: Berge gelten in Indien als heilig, sind sie doch Abbild des mythischen Berges Meru, auf dem Götter und Heilige wohnen. Nach alten kosmologischen Vorstellungen erhebt er sich in der Mitte der Erde, die von vier Ozeanen umgeben ist. Als Weltachse verbindet er Himmel, Erde und Unterwelt. Um ihn kreisen in festen Bahnen die Sterne, die das Schicksal der Menschen nachhaltig beeinflussen.
Der Tempelteich: Wasser wurde in dem trockenen und heißen Klima Indien von alters her als lebensspendendes Element verehrt. Deshalb gehören zu den Tempeln, die nicht an natürlichen Wassern stehen, künstlich angelegte Teiche, in denen die Gläubigen als Vorbereitung auf den Besuch des Heiligtums ein Bad nehmen. Die Teiche sind oft mit Lotosblüten bedeckt, die Reinheit und Fülle verkörpern.
Der Baum: Bäume sind Sinnbilder der Lebenskraft. Ihre Veränderung im Laufe der Jahreszeiten zeigt das zyklische Werden und Vergehen und damit den Kreislauf der Wiedergeburten. Als Stammbäume stellen sie die Verbindung zu den Ahnen her, die bis in die mythische Vorzeit reichen. Erdverwurzelt und in den Himmel ragend symbolisieren sie die Weltachse.
Der Hinduistische Tempel: Dem Tempelplan liegt das Quadrat als Idealbild harmonischer Form und Symbol des geordneten Kosmos zugrunde. Mehrere Quadrate unterschiedlicher Größe bilden rechteckige oder kreuzförmige Grundrisse. Darüber erhebt sich ein Turm mit gekurvter Silhouette. Die verschiedenen Götter nehmen festgelegte Plätze an den Außenwänden, am Eingang und im Innern ein. In hierarchischer Abfolge gruppieren sie sich konzentrisch um das Kultbild im Sanktum und vermitteln so den Eindruck von Bewegung, die auch der Gläubige bei seiner Umschreitung vollzieht.