"Im Gegensatz zu den „Wetterhüllen“ der 1960er und 1970er Jahre, die im Prinzip für ein Produktleben gedacht waren, sowie der „maßgeschneiderten Fabrik“ der 1980er Jahre, die sich faktisch für einen speziellen Zweck bestimmt kaum umnutzen lässt, ist das neue Bauen darauf ausgerichtet, „Langzeitprodukte“ herzustellen, die sich durch Flexibilität bzw. Variabilität der Grundrisse, der Konstruktion und der technischen Infrastruktur auszeichnen und damit für wechselnde Nutzungen geeignet sind. Das schließt die potentielle Weitergabe an Fremdnutzer ausdrücklich mit ein. Das Unternehmen begreift dabei seine Bauten als Qualitätsprodukte, deren Erstnutzer es darstellt. Da die Orte, an denen produziert wird, in der beschleunigten Welt „beweglich“ geworden sind, ist die Möglichkeit der Umnutzung bzw. Veräußerung eines Gebäudes bereits von Beginn an konzeptionell mit einbezogen.
Die Wiedererkennbarbeit der Siemens-Gebäude beruht nicht auf routinehafter Wiederholung fertiger Patentlösungen, sondern auf der Erkennbarkeit einer bestimmten Entwurfshaltung und der konstanten Anwendung bewährter baulicher Einzellösungen. Klarheit, Transparenz, Leichtigkeit und Helligkeit unterstützen das Bestreben des Unternehmens, Offenheit und Kommunikationsbereitschaft zu signalisieren. Wir begreifen die Gebäudefassaden als Haut: leicht gespannt, filigran. Schlanke Bauglieder, Fenstersprossen und Geländer, großflächige Verglasungen, die die Grenzen zwischen Innenwelt und Außenwelt fließend machen. Nicht Masse und Material sollen dominieren, sondern die Form. Logische Strenge und gedankliche Präzision – die Grundlage aller technischen Leistungen – verlangen einen eigenen gestalterischen Ausdruck. Materialien mit technischer Anmutung, präzise Formen und sichtbar geordnete Technik dokumentieren, dass wir ein Technik-Unternehmen sind.
Sie kennzeichnet erstmals seit dem in den 1920er Jahren von Hans Hertlein entwickelten „Siemens-Stil“ wieder so etwas wie eine unverwechselbare Handschrift, die in ihrer konsequenten Formensprache beinahe „zeitlos“ erscheint. Ihre Modernität leitet sich dabei aus der durchgängig konstatierbaren klaren und kompromisslosen architektonischen Haltung ab, die die unterschiedlichsten Bauaufgaben vereint und in ihrer Kontextlichkeit erkennbar macht."
Aus „150 Jahre Architektur für Siemens“
Die beiden eigenständigen Funktionseinheiten Installationszentrum und Zentrallager sind in einem acht Meter hohen Hallenbau zusammengefaßt. Die auf dem Grundstück bereits bestehende Fertigungshalle gibt dabei seine Dimensionierung und die Gebäudefluchten vor. Auf der Westseite des Gebäudekubus befindet sich ein 2-geschossiger Bürotrakt, den eine aufgeglaste Fassadenfront kennzeichnet. Weit auskragende Vordächer an der Nordseite markieren den Kundeneingang des Installationszentrums. Die Fassade besteht aus silbergrauen Aluminium-Paneelen.
Das Installationszentrum und Zentrallager stellt einen standortunabhängigen Gebäudetyp dar, der jedoch durch die Eindeutigkeit der Kopfausbildung, der Erschließung und der Orientierung der Werbeanalage sowie die Kombinierbarkeit seiner Module in der Lage ist, auf die konkrete Situation einzugehen. Das Gebäude baut auf einem Horizontal- und Vertikalraster von 0,90 m auf. Das konstruktive Raster hat in Querrichtung ein Achsmaß von 7,20 m, in Längsrichtung ein Achsmaß von 21,50 m. Die Gesamtabmessung beträgt 21,60 x 151,20 m.
Das Gebäude ist in Stahl-Verbund-Bauweise konzipiert. Die Stützen und Unterzüge aus Doppel-T-Profilen erhalten systembedingt einen Brandschutz aus Kammerbeton. Die Decken sind aus gefalztem Blech (Holorib) mit Aufbeton hergestellt. Das Holorib-Blech dient als verlorene Schalung und gleichzeitig als Bewehrung. Durch die Verbindung der Holorib-Decke und der Unterzüge mittels Kopfbolzen kann die Decke als Horizontalaussteifung herangezogen werden. Diese Konstruktion erübrigt Schraubverbindungen zwischen Stützen und Unterzügen zugunsten einfacher Knaggen-Auflagerung. Die Vertikalaussteifung erfolgt über Außenwandscheiben aus Betonfertigteilen zwischen den Stützen. Sie werden außenseitig mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Verblechung versehen. Die Spannrichtung der Holorib-Decke ermöglicht eine seitliche Aufkantung. Damit können seitliche Oberlichtbänder eingeführt und die ansonsten notwendig werdenden Dachdurchbrüche für Entrauchungsöffnungen vermieden werden. Die Böden werden in Vakuumbeton mit Stahlnadelbewehrung bzw. mit Linoleumbelag auf Korkment hergestellt. Ein Estrich entfällt. Die Stahl-Verbund-Bauweise verkürzte die Montagezeit am Ort. Das konstruktive Raster von 7,20 m stellte eine Optimierung funktionaler und materialökonomischer Anforderungen dar.