Am Rande der Bochumer Innenstadt wurde im Jahre 1942 ein sechsgeschossiger Hochbunker errichtet. Er steht auf einer langgestreckten begrünten Mittelinsel der Magistrale Universitätsstraße, die den Ring der Innenstadt mit der Ruhr-Universität verbindet. In unmittelbarer Nähe befindet sich die U-Bahnstation „Oskar-Hoffmann-Straße“. Der Hauptbahnhof ist 600m entfernt.
Das Bunkergebäude ist bis unter den Dachüberstand 20 m hoch. Es hat die Form eines fensterlosen Rundturms mit überkragendem Dachgesims, das von einem Zahnkranz engstehender Konsolen gestützt wird. Die Gestalt bildet einen Konus, der sich von seiner Aufstandsfläche mit 20-m–Durchmesser auf einen 18,50-m–Durchmesser unterhalb der Dachplatte verjüngt.
Trotz seiner perspektivischen Streckung wirkte der Baukörper mit seiner – im Verhältnis zum Durchmesser – geringen Höhe deutlich gedrungen. Der Rundturm war mit einem flachen, nur aus einiger Entfernung wahrzunehmenden Kegeldach in Holzkonstruktion überdeckt.
Das Bauwerk wurde in reiner Betonkonstruktion mit 2 m dicker Außenwand und 1.40 m dicker Dachdecke errichtet. Der Eingang war zur Unterfahrung eines potenziellen zerstörungsbedingten Schuttkegels als eingeschossiger Anbau vorgelagert. Die Vertikalerschließung befand sich in einem runden Gebäudekern.
Im Widerspruch zu seinem stadtstrukturell bedeutsamen Standort am Eingang zur Innenstadt zeigte sich der Rundbunker – seinem ursprünglichen kriegsbedingten Zweck entsprechend – verschlossen, unbelebt und funktionslos.
Der Bunker, der als Stolperstein und Sperre für die Stadtentwicklung in diesem Bereich wirkte, musste in seiner Funktion und Bedeutung von Grund auf umgewandelt werden. Der Rundbau musste neu gepolt werden, damit auf dem ausgebremsten Standort sein Potenzial als strategischer Dreh- und Angelpunkt freigesetzt werden konnte.
Auf die Trommel des Rundbunkers wurde der Baukörper eines Hochhauses von 15 + 1 Geschossen aufgesetzt. Der Rundturm bildet den massiven Stamm für die transparenten und transluzenten Aufbauten und stellt faktisch ihr hohes Fundament dar. Der aus Baubestand und Ergänzungsbau zusammengesetzte neue Hybridbaukörper musste eine dem Ort angemessene eindeutige Figur erhalten. Deshalb entwickelt sich die Gestalt nach Proportionsregeln, die die Höhenentwicklung des Hochhauses verbindlich festlegen sowie dem gedrungenen Rundbunker eine gestreckte Gesamterscheinung verleiht. Die Höhe des Bunkers im Verhältnis zum Aufbau verhält sich 1:3. Der Aufbau gliedert sich in drei Abschnitte zu je fünf Geschossen. Die Höhe eines solchen fünfgeschossigen Pakets verhält sich zur Bunkerhöhe wie 1:1. Die Eleganz der Erscheinung wird hier nicht – wie sonst oft – verspielt durch einen ausgelagerten und danebengestellten Turm für die Erschließung und Technik.
So entstand ein optisch erfassbares, für diesen Ort angemessenes Stadtzeichen. Dieses gliedert sich in die sich entwickelnde Hochhausfamilie Bochums ein und begründet gleichermaßen seine eigene starke Adresse.
Die drei Geschosspakete reagieren in Abhängigkeit von ihrer Höhenlage auf unterschiedliche strategische Richtungen:
- Der untere Abschnitt richtet sich bodennah nach Süden auf die Baumkronen der grünen Mittelinsel der Magistrale.
- Der mittlere Abschnitt blickt zur dreieinhalb Kilometer entfernten Großform der Universität.
- Der obere Abschnitt wendet sich zur Innenstadt und schafft optisch Kontakt zur Hochhausfamilie.
Die unterschiedliche Fassadenkurvung der drei Exzenterpakete erzeugt ein Spiel abschnittweise unterschiedlicher Sonnenreflexionen und betont die horizontale Schichtung der Vertikalen. Ein gleichbleibendes radiales Achsensystem der Grundfläche mit der geometrischen Konsequenz gleitender Übergänge der unterschiedlichen Fensterbreiten bindet die einzelnen Nocken wieder in den vertikalen Zusammenhang der aufragenden Stadtmarke zurück.
Auf der Mittelinsel erhielt der neue Hybridbaukörper gerampte Parkierungsflächen. Durch eine schwache Geländeprofilierung wurden südlich seiner Standfläche eine Parkebene, nördlich von ihr zwei Parkebenen geschaffen.
Es entstanden insgesamt 120 natürlich belüftete Stellplätze. Von Süden kommend liegt die Parkfläche ebenerdig. Auf der Nordseite wurde die Geländeformation des vorgefundenen „Tals mit Grasböschungen“ genutzt und modifiziert. Die obere Parkebene schließt – beginnend auf Geländeniveau an der Kreuzung Oskar-Hoffmann- / Universitätstraße – mit einem Anstieg von 6% an die Bunkereingangsebene auf 1.70m über Gelände an.
Die Ausbildung der Parkrampen schafft ausreichend Luft für die Passarelle vom westlichen Sraßenrand zur Stadtbahnhalle in Tieflage auf der Ostseite.
Die Fußgängerunterführung zur Stadtbahn ist großzügig dimensioniert und hat Vestibülcharakter. Die Decke erhielt in ganzer Breite zwei große Belichtungsausschnitte. Im Mittelabschnitt ist der Raum in der Form eines Kreisabschnittes auf der Spur des alten Rundplatzes aufgeweitet und integriert die Vertikalerschließung bestehend aus Aufzug im Glasschacht und Treppe, die die Niveaus von Stadtbahn, Parkebenen und Vorplatz Hochbau verknüpft.
Zusammengenommen führen diese Rahmenbedingungen unter grundrissökonomischer Betrachtung dazu, dass, wenn man die existierenden Bunkerflächen ausklammert, die vermietbaren zu den nicht vermietbaren Flächen eines Regelgrundrisses in einem erstaunlich günstigen Verhältnis von 77% zu 23% stehen. ( Zum Vergleich: Ein nicht immer und überall zu erzielendes Anteilsverhältnis ist bei Hochhäusern 64% zu 36% ) Dieser große Nutzflächenanteil vermittelt sich in der alltäglichen Benutzung des Hauses als anregender Eindruck.